Er lag da.

Regungslos.

Es gab eine Zeit, in der sein Körper ein schimmerndes Fell besaß. Wo seine schwarzen, glänzenden Augen neugierig die Welt erkundeten. Wo er gegen Menschen keinen Argwohn hegte, sondern blind vertraute.

Nun befand er sich in einem furchtbaren Zustand. Das ehemals weiche Fell war nur noch an wenigen Stellen vorhanden. Durch die glasige Haut konnte man das Skelett des Brustkorbs erkennen. Schlimm aber waren die Parasiten, mit denen der Körper förmlich übersät war.

Der Tod brauchte nicht mehr lange zu warten.

Spielende Kinder hatten ihn entdeckt. In einer verfallenen Scheune, die in der Feldmark stand. Weggeworfen wie den anderen Abfall, der überall herumlag. Das Schild ‚Betreten verboten’ konnte nicht verhindern, dass sie ihn fanden. Wie Kinder halt so sind. Abenteuer lockten bei allem Unerlaubten.

Zufall.

Anzeichen gab es nicht. Selbst zum Winseln fehlte die Kraft. Aber er lebte. Gab es etwa eine höhere Bestimmung, um den Lebensplan einzuhalten?

Anfänglicher Ekel schlug um in Mitleid, als die Kinder bemerkten, dass dieses übel riechende Wesen noch atmete.

„Ich hole meine Mutter“, sagte einer der älteren Jungen. Dann rannte er aus der Scheune.

 

Wenig später trugen sie das bemitleidenswerte Geschöpf zum Tierarzt. Die letzten Augusttage waren noch sehr warm. Vermutlich der Grund, warum das Tier überhaupt noch lebte.

Als Mitglied des Tierschutzvereins kannte die Mutter des Jungen den Besitzer der Scheune. Gemeinsam mit dem Veterinär, der den Hund sofort in die Tierklinik überführen ließ, sowie dem Ortspolizisten suchte sie den Landwirt auf. Er galt als starrköpfiger Eigenbrötler. Doch so eine Tat traute ihm niemand zu. Was sich auch bewahrheitete, denn der Mann war völlig ahnungslos. Verwies auf seinen eigenen Hund, den er überaus schätzte.

Als der Tierarzt das Untersuchungsergebnis aus der Klinik bekam, wurde klar, dass es sich offenbar um ein Testobjekt handelte, das für Experimente missbraucht wurde. Weshalb man es nicht unauffälliger entsorgt hatte, blieb vorerst ein Rätsel. Doch weitere Nachforschungen vervollständigten ein weitaus grausigeres Bild. Unter der Haut des Hundes wurden zahlreiche Kunststoffhülsen mit einem flüssigen Stoff festgestellt. Da die Hülsen aber versiegelt waren, überlebte er das Martyrium.

 

Warum sie ihm injiziert wurden, konnten die Ärzte nicht beantworten. Das sollte der Befund aus dem Labor klären.